Kinderpsychiater zeigt andere Therapieform für ADHS
Eßlinger Zeitung 11.10.2007
Hochdorf: Bonney führt Krankheit auf behindernde Einflüsse im frühen Kindesalter zurück
Durch die Kooperation mit der Praxis Zelt aus Plochingen ist es gelungen, den Spezialisten für ADHS-Problematik, den Kinderarzt, Kinderpsychiater und Familientherapeuten Helmut Bonney für einen Vortrag in der Breitwiesenhalle zu gewinnen.
Mit dem Hirnforscher Gerald Hüther hat er ein Trainingsprogramm entwickelt,
          das die Konzentration der Kinder fördert und Unterstützung bei der
          Impulskontrolle bietet. 40 Eltern und Lehrer der Schulen in Reichenbach und
          Hochdorf waren zu Vortrag gekommen. Eltern beklagten, dass sie von der
          Jugendhilfe allein gelassen würden. Neuerdings sollten ADHS-Behandlungen
          über die Krankenkasse abgerechnet werden. Genau dies verschärfe allerdings
          die schon prekäre Lage der Kinder, erklärte Bonney. Langzeitstudien hätten
          erwiesen, dass ADHS kein Defekt im Gehirn sei. Es gehe also nicht darum,
          Störung allein dem Kind zuzuschreiben. Diese Auffälligkeit sei vielmehr durch
          behindernde Einflüsse zu Beginn des Bebens erworben worden. Bei manchen
          Kindern bilde sich dann viel später eine ADHS-Konstellation heraus, bei anderen
          nicht. Bonney verwies auf seinen Kollegen Hüther, der die Neuroplastizität des
          Gehirns nachweisen konnte. Das besage nichts anderes, als dass der Mensch in
          jedem Alter über Erfahrungen lerne und sein Gehirn verändern könne. „Kinder
          sind wandlungsfähig“, ist die positive Botschaft Bonneys. Er wies darauf hin,
          dass das Kind und die Familie zeitnahe Hilfe brauche. Komme die Hilfe allerdings
          spät, beispielsweise im späten Grundschulalter, so bräuchte das Kind und die
          Familie Unterstützung von außen. Medikamente würden nur vorübergehend
          Linderung verschaffen, erklärte Bonney. Möglicherweise führten sie sogar zu
          einer Wahrnehmungsblockade, sodass das Kind Lerninformationen nicht mehr
          angemessen verarbeiten könne. In jedem Fall aber beeinträchtigten
          Nebenwirkungen die sich noch entwickelnde Persönlichkeit des Kindes. Den
          Eltern sei keine Schuld zuzuweisen. Vielmehr seien die vorhandenen
          Kompetenzen der Eltern unter fachlicher Anleitung wirkungsvoll einzusetzen.